Einführung
Angeregt durch den interessanten Artikel „Betta ocellata – Der Dragon-Betta“ in der Zeitschrift „Aquarium life“ (05/2003) hatte ich mir fest vorgenommen, maulbrütende Kampffische zu beschaffen. Da in den einschlägigen Geschäften und auf Aquarianerbörsen meist nur Schaumnestbauende Kampffische zu haben waren, bestellte ich ein Paar der Betta ocellata bei Hansjürgen Dieke, dem Autor des genannten Artikels. Auf recht abenteuerlichem Wege gelangten die Tiere am 15.11.2003 endlich zu mir. Die zu diesem Zeitpunkt etwa 6cm großen Tiere waren die direkten Nachkommen eines Wildfangpaares aus Barito in Ostkalimantan.
Einrichtung des Kampffischbeckens
Ich setzte die Fische in das extra für die Kampfischhaltung gekaufte Aquarium (90x40x30). Der Bodengrund bestand größtenteils aus Kies ( kleiner 5mm) und einer kleinen durch Steine abgegrenzten Sandfläche. Das Becken war bereits recht gut bepflanzt mit verschiedenen Echinodorusarten, Hammerschlag-Cryptocorynen (Cryptocoyne madagacaropholia), Vallisnerien, Cabombas, Hornkraut (Ceratophylum demersum) und brasilianischem Wassernabel (Hydrocotyle emcocephalia). Wassernabel und Hornkraut wucherten die Oberfläche zu, was dem Wohlbefinden der Kampffische und den bereits seit einiger Zeit im Becken befindlichen Colisa chuna (Honiggurami) entgegenkam. Die Pflanzen, mehrere schöne Wurzeln und Steinhöhlen boten den Fischen gute Versteckmöglichkeiten. Der Innenfilter war so eingestellt, dass er im hinteren Teil des Aquariums eine recht gute Strömung erzeugte und im vorderen Teil ein ausreichend ruhiger Bereich war. Bei Temperaturen von 26°C, einem pH-Wert von 7,0 und mittelhartem Wasser (12°dGH, 5°KH) sollten sich die Betta ocellata wohl fühlen. Die Fische zeigten ein sehr interessantes Verhalten. Meist waren sie gemeinsam im Becken unterwegs. Das Weibchen wurde immer aktiver in ihrem Bemühen um die Aufmerksamkeit ihres Männchens. Bei allen anderen Fischen, die ich bereits gezüchtet habe, war immer das Männchen der aktivere Partner. Warum soll es nicht auch einmal anders herum sein.
Ablaichen:
Siehe da, bereits am 21.11.2003 konnte ich einige Scheinpaarungen beobachten. Dabei umschwammen sich die Fische, das Männchen umschlang das Weibchen und das Paar verharrte einige Zeit in dieser Haltung. In der Hoffnung die Tiere nicht all zu sehr zu schocken, habe ich das Paar gefangen und umgesetzt. Von da an lebten sie in trauter Zweisamkeit in einem ähnlich eingerichteten aber kleineren Aquarium (40x25x25). Wie sich bei späteren Zuchtversuchen herausstellte, wäre es gar nicht nötig gewesen die Kampffische von den anderen Fischen zu trennen. Jedenfalls ließen sich nach der Umsetzung häufige kurzzeitige Paarungen beobachten. Das etwas früher aus der Laichstarre erwachende Weibchen entfernte sich immer etwas vom Ort des Geschehens. Das Männchen begann sofort die zu Boden sinkenden und teilweise schon im Kies verschwundenen Eier einzusammeln. Die etwa 1mm großen weißen Eier verschwanden Stück für Stück im Maul des aufmerksamen Fisches. Es war nicht anzunehmen, dass den Kampffisch-Augen auch nur ein Ei entging. Ich hoffte nur, dass er weiß, was er damit zu tun hat. Nach einer ganzen Reihe von Paarungen hörte das Weibchen auf, ihren Partner zu bedrängen.
Erbrüten der Eier bis zum Freischwimmen
In der Folgezeit hielt sich das Weibchen häufig in der Nähe des „tragenden“ Männchen auf. Nach 13 Tagen setzte ich das Weibchen in das größere Kampfischbecken zurück. Am 6.12.2003 (15 Tagen nach dem Ablaichen) entließ das Kampffischmännchen seine Brut aus seinem Kehlsack. Obwohl er seinen Nachwuchs nicht behelligte, setzt ich auch ihn wieder zurück ins größere Kampfischbecken. Auch das wäre nicht nötig gewesen, da sich Betta ocellata nicht am eigenen Nachwuchs vergreifen. Sie spucken sogar Jungfische wieder aus, wenn sie diese versehentlich mit dem Futter eingesaugt haben.
Aufzucht der Jungtiere
Die etwa 4mm langen Jungtiere fütterte ich mit Artemia-Nauplien. Diese wurden sofort und in größeren Mengen vertilgt. Die heranwachsenden Kampffische fraßen so lange, bis keine Nauplie mehr zu sehen war. Dabei nahmen die Bäuche der Vielfraße bedenkliche Ausmaße an. Ich musste also aufpassen, dass ich nicht zu viele Nauplien in das Becken gab. In den ersten Wochen bis zur vollständigen Ausbildung des Labyrinthes hatte ich dann leider einige Ausfälle zu beklagen. Es traf immer wieder die größeren der Jungfische. Logisch, denn die waren ja auch in der körperlichen Entwicklung am weitesten. Jetzt ist der Kampfischnachwuchs bereits drei Monate alt, die ersten Tiere haben eine Länge von 3cm. Sie raufen zwar ständig um irgend etwas, aber sie fügen sich keine ernstzunehmenden Verletzungen zu. Im Gegensatz zu den allseits bekannten Betta splendens kann man bei den Betta ocallata mehrere Männchen problemlos in einem Becken halten. Es ist vielleicht sogar besser die Tiere mit Männerüberschuss zu halten, da die Weibchen nach 15 Tagen sofort wieder laichbereit sind. Ein einzelnes Männchen kommt dann überhaupt nicht mehr zum Fressen, da es ja immer wieder das Maul voller Jungtiere hat. Aus meiner heutigen Erfahrung kann ich sagen, es ist zwar nicht gerade einfach Betta ocellata zu bekommen, aber die Nachzucht scheint wirklich einfach zu sein. Vielleicht kann ich mit meinem Zuchtbericht auch andere Aquarianer dazu anregen, es einmal mit diesen Tieren zu versuchen.