
Haltungs- und Zuchtbericht von Katja Scherer
Der Knurrende Zwerggurami (Trichopsis pumila) stammt aus Südostasien und ist einer meiner Favoriten unter den Labyrinthfischen. Diese Fische geben knurrende Laute von sich, die sie mit Hilfe von Muskulatur und Strahlen der Brustflossen erzeugen. Eigentlich mehr ein leises knattern. Diese Laute hört man häufig im Zusammenhang mit dem Umwerben seines Weibchens oder das Imponieren eines Rivalen. Auch sollen beide Geschlechter dieses Knurren erzeugen können. Der Knurrende Zwerggurami zeigt viel Charakter und ist nicht ganz so einfach in Haltung und Pflege, wie man es oft lesen kann. Hiermit möchte ich euch für diesen schönen und interessant zu beobachtenden Pflegling begeistern und gleichzeitig sein trügerisches Wesen beschreiben.
Auch wenn diese Knurries nur 3 bis 4 cm groß werden, sind sie für das Gesellschaftsbecken nur bedingt geeignet. Solange sie kleiner sind, lassen sich die Geschlechter nur sehr schwierig unterscheiden. Und geraten sie nicht gerade in Laichstimmung, sind diese Zwerge tatsächlich in einer kleinen Gruppe gut zu pflegen. Sie sind dann auch gerne als Gruppe im Becken unterwegs. Häufig wird empfohlen diese Art in kleinen Gruppen zu halten. Davor möchte ich euch warnen! Am meisten Freude werdet ihr mit einem Pärchen ohne zu viele störende Beifische haben. Meine Tiere halte ich zusammen mit Zwergkrallenfröschen, Zimtdornaugen und Zwergwelsen (Aspidoras raimundi und Otocinclus). Auch eine Schar von Zwerggarnelen, wie den Sulawesi Algengarnelen, ist kein Problem.
Als Begründung zur Gruppenhaltung konnte ich nur den Vorwurf an den Handel finden „ein Aquaristikfachverkäufer wäre nur unzureichend in der Lage die Geschlechter zu unterscheiden“. Was auch wirklich sehr schwierig ist. Sind die Eierstöcke des Weibchens nicht erkennbar, die häufig nur im Gegenlicht zu sehen sind, dann bleiben nur die Flossen als Unterscheidungsmerkmal. Leider ist das aber auch nur ein Hinweis auf das Geschlecht, denn beide Geschlechter können ausgezogene Rücken- und Afterflossen haben. Häufig sind die der Weibchen aber etwas abgerundeter und auch nicht so lange ausgezogen, als bei den Männchen. Aus diesem Grund soll es sich angeblich eingeschlichen haben eine Gruppenhaltung zu empfehlen um beide Geschlechter zu pflegen.
Gruppenhaltung kann ich nur dann mit gutem Gewissen empfehlen, wenn man ein größeres Becken (ab 1 m Länge) besitzt, das gut eingewachsen und schön strukturiert ist. Schwimmpflanzen dürfen keinesfalls fehlen! Aber Achtung, geraten diese kleinen Rambos erst in Laichstimmung, dann müssen auch die größeren Beifische klein beigeben. Das Männchen verteidigt sein Nest wirklich gegen fast alles. Erfahrungsberichten zufolge kann es mit ein paar Guppies sehr gut harmonieren. Auch meine Zwergkrallenfrösche scheinen nicht als Bedrohung gesehen zu werden und das Männchen lässt sie dann auch in Ruhe nach Luft schnappen.
Aber wie gesagt, die Männchen werden insbesondere zur Fortpflanzungszeit recht aggressiv gegenüber anderen Knurries und deren Beckengenossen. Selbst sein umworbenes Weibchen darf sich dann plötzlich nicht mehr in die Nähe seines Schaumnestes trauen, sonst wird sie unermüdlich verscheucht. Mein Weibchen bekommt da schon mal was ab und gelegentlich hat sie auch eine beschädigte Schwanzflosse. Hier ist es hilfreich einige Verstecke und viele Pflanzen im Becken zu haben, damit das Weibchen in Deckung gehen kann. Bei wenig Deckung kann es dann schon notwendig werden die beiden zu trennen, damit sich das Weibchen erholen kann. Die Männchen bauen ihre Schaumnester unter Schwimmpflanzen, in Höhlen oder einfach an den Heizstab. Sie „topfen“ ihre Jungen auch gerne mal um, wenn das Männchen sich dort gestört fühlt. Er bewacht sein Nest und die frisch geschlüpften Jungen unermüdlich und verjagt alles verbissen, was sich dem Nest nähert. Es kann also auch zu kleineren Verletzungen kommen, wenn die Eindringlinge nicht schnell genug weichen können.
Mein Männchen war zuletzt unermüdlich im Fortpflanzungsmodus. Ich hatte bei einer Temperatur von nur 25 Grad Celsius, einem neutralen pH-Wert und weicherem Wasser, gleich drei Nester hintereinander. Im Abstand von nur sechs Wochen. Das Männchen sammelt dabei die befruchteten Eier ein, umhüllt sie mit einer Luftblase und spukt sie in sein Nest. Ich konnte beobachten, dass er immer weiter Eier in sein Schaumnest spuckt, obwohl die ersten Larven schon geschlüpft waren und regungslos wie kleine Kommas unter dem Schaumnest ausharrten. Die Larven schlüpfen bereits nach 24 bis 36 Stunden. Solange die Larven noch nicht frei schwimmen, bewacht sie das Männchen sehr aufmerksam. In dieser Zeit ernähren sich die Larven noch vom Dottersack. Leider frisst er seine eigenen flügge gewordenen Jungfische, sobald sich diese in die Nähe des Nests verirren. Da hilft dann auch eine dichte Schicht Kraut und Schwimmpflanzen nichts mehr. Um weiter Verluste zu minimieren muss man jetzt entweder die Elterntiere raus fangen oder die Jungfische in ein Aufzuchtbecken umsetzen.
Die Jungfische sind sehr einfach zu füttern. Anfangs hab ich ihnen mehrmals täglich kleine Mengen Infusorien und hochwertiges Flüssig- oder Staubfutter angeboten. Später dann auch Artemia-Nauplien, damit sie gesund und kräftig wachsen können. Sie sind halt doch eher Fleischfresser und gehen auch schon sehr schnell an größeres Lebendfutter wie Artemia und weiße Mückenlarven.
Als Bepflanzung im Becken hat sich Hornkraut, Nixkraut, Süßwassertang, diverse Moose und der Froschbiss bewährt. Insbesondere der Froschbiss wird vom Männchen sehr gerne zum Bau seines Schaumnestes genutzt. Auch hab ich immer etwas Herbstlaub im Becken, das ist eine gute Grundlage für Mikroorganismen von denen sich die Jungfische ernähren können. Auch die Moospolster werden von den Jungfischen gerne zum Schutz und als Nahrungsquelle aufgesucht.
Es ist also immer was geboten, mit diesen wunderschönen und sehr kleinen Labyrinthfischen. Ich nenne mein Männchen liebevoll „Rambo“. Aber wie gesagt, es sind Charaktertiere und abhängig von der Stimmung mal freundlich und sehr friedlich. Aber dann ist das Männchen auch wieder als eiserner Ritter unterwegs, der sein Schaumnest unerbittlich verteidigt. Was ins Maul passt wird gefressen, alles andere gerammt und verjagt. Unter optimalen Haltungsbedingungen machen diese besonderen Fische aber sehr viel Freude und gute Unterhaltung ist garantiert.