Außer meinem Schaubecken im Wohnzimmer habe ich im Arbeitszimmer ein weiteres Gesellschaftsbecken, in dem ich den Besatz ab und zu wechsele. Das Becken ist 90cm breit, 30cm hoch und 35cm tief. Eigentlich hatte ich mir das Becken mit diesen Maßen angeschafft, um maulbrütende Kampffische zu züchten. Das ist mir vor ein paar Jahren auch ganz gut gelungen. Betta ocellata und Betta Punax habe ich erfolgreich gezüchtet. Leider ist es sehr schwierig diese Tiere an andere Züchter abzugeben. Das Interesse an solchen Fischen ist einfach zu gering. Heute habe ich keine maulbrütenden Kampffische mehr.
Ei-Ablage
Auf der großen Aquaristikbörse beim Bezirkstag VDA-Bezirk 12 – Südbayern im Kolbermoorer Mareissaal hatte ich von Peter Lechner ein sehr schönes Pärchen Pelvicachromis pulcher bekommen. Es ist überhaupt nicht schwierig diese westafrikanischen Barsche zu züchten. Dafür ist es ein sehr schönes Erlebnis für den Züchter zu sehen, wie die Elterntiere ihren Nachwuchs durchs gesamte Aquarium führen. Dabei werden den Jungtieren die besten Futterplätze gezeigt und sie werden von ihren Eltern vor anderen Fischen recht zuverlässig beschützt. In einer Tonröhre im Gesellschaftsbecken haben meine Pelvicachromis pulcher Eier an die Höhlendecke geklebt. Sobald die Prachtbuntbarsche beginnen zu schlüpfen wollte ich sie wegen der vielen Antennenwelse im Gesellschaftsbecken mit samt der Tonröhre entnehmen und in ein Zuchtbecken überführen. Doch als es soweit war, am Abend zuvor hatte ich etwa 40 zappelnde Embryos gesehen, war die gesamte Brut von der Höhlendecke verschwunden. Die Elterntiere schwammen nur noch sporadisch zur Tonröhre und keines der Jungtiere war mehr zu sehen. Beim Füttern der Fische im Gesellschaftsbecken fiel mir auf, dass die Pelvicachromis pulcher immer noch in die Tonröhre schwammen und besonders das Weibchen in den dunklen Ecken herumkramte. Bei näherem Hinsehen entdeckte ich, dass da mindestens zehn Kugeln mit einer kleinen rundlichen Ausstülpung durch die Gegend kullerten. Das also waren die geschlüpften Jungtiere. Das Weibchen war ständig damit beschäftigt ihren noch schwimmunfähigen Nachwuchs abzulutschen und umzubetten.
Brutpflege durch Elterntiere
Die Jungtiere habe ich mit einem Schlauch mit 1cm Innendurchmesser aus der Tonröhre abgesaugt und dann in das vorbereitete Zuchtbecken entlassen. Innerhalb der nächste Tage musste ich feststellen, dass die Jungtiere immer weniger wurden. Bei den Pelvicachromis pulchern scheint es ein Problem zu sein, die Jungtiere zu früh von der Mutter zu trennen. Die Eltern betreiben eine sehr intensiven Brutpflege. Dabei werden die Jungtiere von der Mutter laufend umgebettet und abgelutscht. Vor dem Umbetten wird der neue Platz gereinigt. Den Jungtieren droht von den Eltern keinerlei Gefahr. Trennt man sie aber von der Mutter, scheinen ihnen kleinste Unreinheiten im Becken zum Verhängnis zu werden. Jedenfalls habe ich sehr schnell ungewöhnlich hohe Verluste hinnehmen müssen. Ein paar der Jungtiere schwammenen dann doch völlig frei auch bis zur Oberfläche. Wie viele es zu diesem Zeitpunkt noch waren, war schwierig festzustellen, da einige von ihnen in die bepflanzeten Blumentöpfe abtauchten, die ich im Zuchtbecken stehen hatte.
Wahrscheinlich haben sie einen angeborene Angst vor freiem Schwimmraum. Trotzdem ist von den Jungtieren kein einziges am Leben geblieben. Als Trost für mich haben die Elterntiere jedoch zu diesem Zeitpunkt an der gleichen Stelle wie beim ersten Mal wieder etwa 40-50 Eier abgelegt. Die hohle Keramik-„Wurzel“ eignet sich hervorragend. Die Eier werden an der Höhlendecke abgelegt und nach dem Schlüpfen von der Mutter immer wieder in einen der etwas verborgenen Seitenarme gebracht. Dadurch sind die herumkugelnden Jungtiere, die mehr als eine Wochenoch nicht schwimmen können, unter Kontrolle zu halten. Außerdem sind sie geschützt vor anderen Fischen.
Zweiter Versuch
Die zweite Brut der Pelvicachromis pulcher war komplett geschlüpft und hing wie Fledermäuse zappelnd von der Höhlendecke herab. Neun Tage nach der Eiablage konnte ich das erste Mal erleben, wie die Elterntiere die jungen Pelvicachromis pulcher durch das gesamte 90l-Becken führten. Ein Risiko für meine Pelvicachromis-Jungtiere bestand natürlich im Gesellschaftsbecken. Außer den Prachtbuntbarschen und den Antennewelsen schwammen da noch neun einjährigen Melanotaenia boesemani herum. Diese Regenbogenfische hatten aber keine Chance den jungen Barschen etwas anzutun. Trotzdem saugte ich am 15. Tag nach dem Schlüpfen wieder fünf der Pelvicachromis pulcher ab, man weiß ja nie! Ich sperrte die fünf in das Zuchtbecken, in dem mein erster Zuchtversuch kläglich gescheitert war. Außer Infussorien gab ich eine Mindermenge Artemia hinzu und konnte beobachten, dass diese von den Pelvicachromis pulcher angenommen wurden. Deutliches Zeichen waren die orangefarbenen Bäuche der Fische. Auch im Gesellschaftsbecken fühlten sich die restlichen Jungtieren unter dem Schutz ihren Eltern wohl. Seit mehreren Tagen verringerte sich die Anzahl der jungen Pelvicachromis pulcher nicht mehr. Sie fraßen sich riesige orangefarbene Artemia-Bäuche an. Am 43. Tag nach dem Schlüpfen hörten die Elterntiere auf ihre Jungen zu bewachen. Am darauf folgenden Tag laichten sie dafür an exakt der gleichen Stelle wie bisher erneut ab. Elf der pelvicachromis pulcher Jungtiere fing ich aus dem Gesellschaftsbecken heraus und setzte sie zu ihren Geschwistern ins Zuchtbecken. In diesem Zuchtbecken wurden die Pelvicachromis pulcher gemeinsam mit ein paar jungen Melanotaenia boesemani groß. Übrigens waren die Pelvicachromis pulcher, welche ich die ersten 43 Tage bei ihren Eltern gelassen hatte ein ganzes Stück kleiner als die fünf die ich den Eltern heimlich weggenommen hatte. Der Grund war natürlich, dass ich die Fische im kleineren Zuchtbecken sehr viel gezielter füttern konnte. Dennoch würde ich nie wieder junge Pelvicachromis pulcher von ihren Eltern wegnehmen, bevor diese die Pflege und den Schutz von sich aus aufgeben.
Die in diesem Zuchtbericht gezeigten Pelvicachromis pulcher sind die Eltern meiner Nachzucht. Wenn sie nicht gerade Nachwuchs haben, dann sind sie ständig am Balzen. Das schöne dabei ist, sie verletzen sich dabei nie gegenseitig. Sie bekommen bei der Balz eine wunderbare Färbung und sind einfach schön anzusehen. Diese Tiere zu haben, zu pflegen und zu züchten ist ein wunderbares Erlebnis, auch für Anfänger.