Wurzeln dienen vielen Aquarianern als Dekorationsgegenstände. Mit schön geformten Wurzeln lassen sich im Aquarium sehr gut die verschiedenen Reviere der Fische abgrenzen. Bei Wurzeln, die man im Aquaristik-Fachhandel meist für teures Geld kaufen kann, kann man davon ausgehen, dass sofort, wenn man sie in das mit Wasser gefüllte Aquarium legt, sie auch dort liegen bleiben und nicht nach oben schwimmen.
In meinem gut bewachsenen Aquarium, in dem ein Pärchen Heros severus lebt, ist fast nichts mehr zu sehen von den großen Wurzeln. Am linken und am rechten Rand befindet sich jeweils eine große Wurzel. Die Wurzel auf der linken Seite ist so ideal geformt, dass sie sogar für die großen Barsche einen ausreichend großen Unterstand formt.
Wurzel – ein natürlicher Rohstoff
Sucht man sich schöne Wurzeln in der Natur, entweder da, wo Wald abgerodet wurde, oder im Frühjahr an den Fluss-Ufern großer Gebirgsflüsse wie Isar oder Inn, muss man einigen Aufwand mit der Wurzel treiben, bevor sie ins Aquarium kann. Als erstes sollte man eine solche Wurzel mit einer harten Bürste reinigen und in einer Regentonne untertauchen. Die Wurzel bleibt natürlich nicht freiwillig unter der Wasseroberfläche. Holz schwimmt ja bekannterweise, ansonsten wäre die Wurzel ja auch nie aus den Alpen bis zu uns ins Flachland gekommen. Mit Steinen muss die Wurzel so unter Wasser gedrückt werden, dass sie komplett von der Luft abgeschlossen ist. Nach frühestens einem halben Jahr kann man die Wurzel aus der Regentonne nehmen und ins Aquarium legen. Bitte nicht enttäuscht sein, wenn die Wurzel so tut, als wäre sie nie in der Regentonne gewesen. Es gibt Wurzeln, die kann man jahrelang wässern, die schwimmen trotzdem immer wieder auf. Das ist dann eben so und man muss die Wurzel irgendwie geschickt am Boden des Aquariums befestigen. Löcher durch die Bodenscheibe bohren und anschrauben geht natürlich nicht. Wobei, wenn das Wasser dann ausgelaufen ist, bleibt die Wurzel auch am Aquarienboden liegen. Allerdings war das nicht der Zweck der Übung. Es gibt eine Methode, die man bei Aquaristik-Ausstellungen gerne anwendet, damit die Wurzel da liegen bleibt, wo sie der Aquariengestalter hingelegt hat. Von unten schraubt man eine großflächige Platte aus Holz oder anderem Material an die Wurzel. Dann legt man die Platte mit der angeschraubten Wurzel auf den Aquarienboden und bedeckt die Platte mit schwerem Gestein und Aquarienkies.
Bei dem von mir eingerichteten Südamerikabecken anlässlich der Jubiläumsfeier „60-Jahre Scalare Rosenheim“ 2009 hatte ich die große Wurzel wie eben beschrieben am Boden befestigt. Nachdem das Becken komplett eingerichtet war, war von diesem Trick nichts mehr zu sehen. Die Wurzel liegt da, als wäre sie schon immer dort gewesen. Nach der Jubiläumsfeier hatte ich die großflächige Bodenplatte, an der ich vorher die Wurzel mit Holzdübeln befestigt hatte, wieder entfernt. Die beschriebene Methode ist zwar wirkungsvoll, aber sie birgt große Risiken. Unter der Platte können sich Bakterien bilden, die irgendwann das Wasser verderben und die tierischen Aquarienbewohner sterben lassen. Auch ist es nicht ratsam Schraubenmaterial zu verwenden, welches das Wasser vergiftet. Weniger gefährlich für Aquarienwasser und Aquarienbewohner ist es, die Wurzel von oben mit Steinen zu beschweren oder die Wurzel irgendwie zwischen Aquarienboden und den Glasstreifen, die viele Becken zum Auflegen einer Abdeckscheibe haben, zu verspannen.
Wurzel für Aquascaper
Dekorationswurzeln können auch als Grundlage für verschiedene Aquarienpflanzen dienen, deren eigene Wurzeln nicht im Kies vergraben werden sollen. Solche Pflanzen sind in der Lage sich mit ihren Wurzeln an der großen Dekorationswurzel festzuhalten oder sogar mit ihr zu verwachsen. Bis sich die Aquarienpflanzen selbst festhalten können, hilft der Aquarianer meist mit Angelschnüre etwas nach. Das ist dann so ähnlich wie beim Bonsai. Die Aquarienpflanze wird erst einmal so hingerückt und befestigt, wie der Aquarianer es gerne hätte. Irgendwann, wenn die Pflanze dann Fuß gefasst hat, wächst sie natürlich dem Licht entgegen. Mit Pinzette und Schere kann man dann etwas nachhelfen. Je nachdem wie geschickt der Aquarianer ist, desto naturähnlicher bekommt er die Pflanzung hin. Es gibt sogar regelrechte Unterwassergärtner unter Aquarianern. Seit einiger Zeit gehört auch Claudia Hary zu diesen begnadeten Künstlern des Aquascaping. Bei der Aquatic Gardeners Association findet man nach einigem Suchen in den Tiefen der Webseite ganz hervorragend eingerichtete Aquarien, bei denen ausschließlich die Beckeneinrichtung und nicht die tierischen Aquarienbewohner im Mittelpunkt stehen. Man findet sich auf dieser internationalen Webseite zuerst nicht so ganz einfach zurecht, hat man aber dann den Weg zu den allljährlich stattfindenen AGA Aquascaping Wettbewerben gefunden, kann man Aquarien aller Größen mit wunderschöne Unterwasserlandschaften sehen. Von der Gestaltung dieser Aquarien kann man sich inspirieren lassen, um das eigene Aquarium zu gestalten.
Wurzel als Futtermittel
Große Holzwurzeln im Aquarium haben häufig auch noch andere Funktionen als einfach nur schön zu sein,den Pflanzen Halt zu geben und die Fischereviere aufzuteilen. Viele Welse, allen voran der Ancistrus dolichopterus (blauer Antennenwels) brauchen Wurzeln zum Leben. Dieser Fisch ist dafür bekannt, dass er so lange an den Holzwurzeln raspelt, bis fast nichts mehr davon übrig ist. Ich habe auch schon erlebt, dass komplette Kokosnuss-Schalen weggeraspelt wurden. Diese Raspelei kann sich allerdings auch nachteilig auf das Aquarium auswirken. Die kleinen feinen Holzraspel können Filter verstopfen oder im Aquarium verrotten. Man sollte da schon etwas Acht geben, damit die Aquarienchemie nicht irgendwann umkippt. Also Vorsicht mit Holzwurzeln in Aquarien! Manchmal tun es auch Steine oder Steinattrappen. Aquarien mit großen Steinen zu dekorieren hat den nicht zu unterschätzenden Nachteil, dass diese Steine ein nicht zu vernachlässigendes Gewicht haben. Ich bin zwar kein Freund künstlicher Marterialien in Aquarien, aber es gibt auch schon sehr schöne, täuschend echte Aufbauten, denen man nicht ansieht, dass sie künstlich sind. In meinem Südamerikabecken stand auch so ein „steinernes“ Kunstwerk. Innen hohl und außen recht naturgetreu. Ich habe diesen „Steinhaufen“ immer noch in einem Becken im Einsatz, in dem Pelvicachromis pulcher ständig auf der Suche nach geeigneten Höhlen sind. Diesen hohlen „Steinhaufen“ haben sie sofort als ihr neues Zuhause anerkannt. 2007 hatten meine Pelvicachromis pulcher Nachwuchs. Meist benutzter Platz zum Ausführen der Jungtiere war damals die Oberkante der schönen Wurzel. Die Aufzucht der Jungen ist in meinem Zuchtbericht nachzulesen.